Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle by Ravensburger

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle by Ravensburger

Autor:Ravensburger
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Ravensburger
veröffentlicht: 2013-11-21T05:00:00+00:00


Am Samstagnachmittag wusch ich Billys Haare. Nach dem Trockenrubbeln stellte ich fest, dass sie ein bisschen nachgeschnitten werden mussten. Ich ging in den Salon hinunter, um mir eine Schere zu holen, und stieß auf der Treppe fast mit Tony Cruz zusammen, der auf dem Weg nach oben zu Billys Zimmer war. Sofort blitzte das Bild von Shonna und Tony hinter den Mülltonnen wieder in meinem Kopf auf.

Du bringst den Typ dazu, dass er sich zu dir vorbeugt, und dann …

Billy und ich waren so damit beschäftigt gewesen, meine drei Dads aufzuspüren, dass ich die ganze widerliche Episode vergessen hatte, aber leider nur fast. Sozusagen eine Erinnerungspause. Was aber nichts daran änderte, dass ich Tony und Shonna am Donnerstagabend miteinander gesehen hatte und mir wie der letzte Dreck vorgekommen war. Und da war Tony jetzt und marschierte unverfroren zu Billys Zimmer hinauf, mit seinem nickenden malaki ulo (Onkel-Slang für »großer Kopf«). Und dann dieser Machogang, den er draufhatte!

Sobald er mich sah, richtete er sich auf und nahm die Hände aus den Hosentaschen. Ich schaute stur geradeaus, als sei er Luft für mich – was natürlich idiotisch war, weil er nur Millimeter von meinem Gesicht entfernt war.

»Sadie?«, sagte er. »Bist du …«

Er war die Anteilnahme in Person. Als sei nichts geschehen. Ich stürmte an ihm vorbei die Treppe hinunter, bevor er auch nur seinen Satz beenden konnte, und knallte die Tür hinter mir zu. Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, im Vorbeigehen meinen Bauernzopf in einem der Spiegel des Frisiersalons zu begutachten. Ich hatte ihn ganz allein hingekriegt, ohne die geringste Hilfe, und er hielt schon zwei ganze Tage. Ich musste wissen, ob er dem letzten großen Trauma in meinem Leben standhielt. Und das tat er. Aber leider war auch meine Kummerfalte wieder zum Vorschein gekommen.

Jetzt hörte ich Schritte hinter mir. Tony? Vielleicht war er mir gefolgt? Vielleicht wollte er sich entschuldigen, mir erklären, warum … Ich drehte mich um, aber es war nicht Tony, der durch den Laden auf mich zukam, sondern Onkel Zé.

»Alles in Ordnung mit dir, Anak?«, fragte er und schaute mich durchdringend an.

»Nein.« Ich runzelte die Stirn.

»Ich dachte schon, die Tür fliegt aus den Angeln.«

»Tut mir leid, Tito.«

Meine Lippen fingen an zu beben, weil ich wieder an Shonna und Tony denken musste. Am Montag würden Shonna und Imelda mich auslachen. Shonna würde sagen: Hast du im Ernst gedacht, dass Tony Cruz auch nur das geringste Interesse an dir hat? Dass ich nicht lache! Der hat dich nur an der Nase rumgeführt. Ich meine, wer steht schon auf Zwerge? Für den bist du doch der letzte Idiot.

Oh ja – ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie auf mir herumhacken würden.

»Komm mal her zu mir, Anak«, sagte Onkel Zé und breitete die Arme aus. Damit war alles vorbei, denn wenn jemand so nett zu einem ist, bricht man natürlich vollends zusammen, und im nächsten Moment schluchzte und schniefte ich in Onkel Zés Kochschürze, die immer ganz köstlich nach knusprig gebratener Schweinekruste roch.

»Lass dich nur nicht von Jungs fertigmachen«, sagte Onkel Zé.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.